08.01.2019 - 00:00h - Allgemein
Feuerwehr wagt sich aufs Eis
Von Hannelore Wiedemann - Aarbote (08.01.2019)
Die gespenstische Inszenierung könnte aus einem Science-Fiction Film stammen: Aus dem dichten Nebel tauchen Gestalten
auf, in der Hand tragen sie
brennende Fackeln. Als sich der
Dunst über der Eisfläche lichtet, sind Feuerwehrhelme und
–jacken zu erkennen. Der Spuk
ist nur von kurzer Dauer;
schnell füllt sich das Eis mit
vergnügten Kindern mit Schlittschuhen an den Füßen.
Der Tag auf der Eisbahn hinterm Kurhaus ist jedoch kein
normaler Eislauf-Tag. Vor der
Halle ragt die Drehleiter auf,
mehrere Löschfahrzeuge säumen den Weg zum Eingang.
„Fire und Ice“ hat die Freiwillige Feuerwehr Bad Schwalbach
ihre Veranstaltung genannt, bei
der sie sich der Öffentlichkeit
präsentieren will. Weil das
Schlittschuhlaufen an diesem
Tag kostenfrei ist, sind viele der
Einladung gefolgt. „Wir wollen
mit den Leuten ins Gespräch
kommen“, verdeutlicht Stadtbrandinspektor Michael Lecke
die Zielsetzung. Den Zuspruch
findet Lecke „super“.
Mit Feuer kommen die Besucher vor dem Eingang zur Halle in Berührung: Hier lodern
Schweden-Feuer aus kleinen
Baumstämmen, unter einem
Pavillon flackern Flammen aus
einer Art Grill. Ein Feuerwehrmann in Uniform zeigt einem
Knirps, wie er den Schlauch
eines Feuerlöschers auf die
Flammen richten muss, um sie
zu ersticken.
Ansonsten spielt Feuer an diesem Tag aber eher eine Nebenrolle. An einem Stand neben
der Eisbahn informiert die
Feuerwehr über die Aufgaben
der Einsatzabteilung, über Kinder- und Jugendwehr. Dahinter
läuft auf der Stockbahn ein Turnier, für das sich zehn Teams
angemeldet haben. Die kommen nicht nur aus den Feuerwehren, sondern auch aus anderen Vereinen, beispielsweise
dem Tierschutzverein. Dessen
Team holt am Ende sogar den
Pokal.
In der „Kufenstube“ können sich die Besucher in Feuerwehr-Montur ablichten lassen;
sogar ein Atemschutzgerät
steht dafür zur Verfügung. „Die
Leute sollen zu uns kommen
und Spaß haben“, sagt Lecke.
Denn die Feuerwehr braucht
Unterstützung. Während die
Ausstattung mit Technik und
Fahrzeugen in der Stützpunktwehr überdurchschnittlich gut
sei, fehlt es an Freiwilligen. Vor
allem tagsüber stehen nicht genügend Einsatzkräfte zur Verfügung. Mit der Veranstaltung
will die Wehr Lust aufs Engagement machen und die Vorteile
aufzeigen. Für den einen ist es
das gute Gefühl von Kameradschaft und Hilfeleistung, für
den anderen zählt das interessante technische Equipment,
der dritte schätzt die Annehmlichkeiten der Ehrenamtsförderung. Dazu zählt etwa ein kostenfreier Kino-Abend pro Monat, Vergünstigungen in der
Tanzschule und im Fitnessstudio sowie kostenloser Eintritt
im Freibad.
Die Bedeutung der Brandbekämpfung hat bei der Feuerwehr in den vergangenen Jahren immer mehr abgenommen.
„Die Leute gehen vorsichtiger
mit Feuer um“, hat Lecke beobachtet. Immer häufiger muss
die Feuerwehr stattdessen technische Hilfe leisten, etwa bei
Verkehrsunfällen oder Türöffnungen. „Dafür haben wir inzwischen viele Geräte auf den
Fahrzeugen“.
Zum Beispiel die Rettungstrage, die bei der Schauübung
zum Einsatz kommt: Ein Junge
ist im Eis eingebrochen – ein
Ernstfall, wie er sich vor wenigen Jahren am Kurweiher
schon einmal zugetragen hat.
Bei der Übung kann sich die
Wehr aber ein bisschen mehr
Zeit lassen: Mit einem Rettungsring wird das Opfer vom
Ufer – in diesem Fall von der
Bande – aus gesichert, bevor
ein Feuerwehrmann im Thermo-Anzug auf zwei Leitern
über das Eis heranrobbt, die
Trage im Schlepptau und von
den Kameraden mit Seilen gesichert. Als der Junge schließlich
auf der Trage an den Rand gezogen wird, gibt‘ s Applaus.
Auch die Drehleiter kommt
noch einmal bei einer Übung
zum Einsatz, ehe der Abend für
Besucher und Feuerwehrleute
in der Kufenstube ausklingt.
Für den Stadtbrandinspektor
steht jedoch schon fest: „Es
wird nicht die letzte Veranstaltung gewesen sein“.
Aarbote (08.01.2019)