15.10.2017 - 18:08h - FFW Hettenhain
Feuerwehr erhält ein Gesicht
Von Thorsten Störzer - Aarbote
Wenn
Uwe Diefenbach seinen Mitbürgern in Hettenhain nun als Plakatmotiv erscheint,
wirbt er damit für den Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr. Er stellt sich
jedoch nicht als der Wehrführer vor, sondern als Nachbar aus der Straße „Auf
der Platt“ und 50- jähriger Anlagenführer und Disponent...
Sein Stellvertreter Cornelius Thölken erscheint als Sanitär- Heizungsbaumeister aus dem Hamsterweg. Mit dieser Kampagne wollen die Brandschützer „der Feuerwehr ein Gesicht geben“, um neue Mitglieder zu finden. Insgesamt 64 Plakate mit 32 Motiven hat Fabian Thölken entworfen. Finanziert wurde das durch Mittel der Stadt Bad Schwalbach für die Ehrenamtsförderung in der Feuerwehr. Die Fotos hat die Wehr zum großen Teil selbst gemacht, vor allem wurden fast alle Mitglieder der Einsatzabteilung porträtiert. Bilder von Autounfall auf der Bäderstraße Neben Gesichtern tauchen Slogans auf den Plakaten auf. „Menschen brauchen Hilfe. Hilfe braucht Menschen“, gehört dazu oder „Stell dir vor es brennt und keiner kommt“. „Quereinsteiger gesucht“ ist genauso zu lesen wie „Wir helfen dir, wenn du auf die schiefe Bahn geraten bist!“: Illustriert wird dies mit einem Bild eines Autounfalls auf der Bäderstraße. Ortskundige erkennen außerdem den Einsatz beim Tornado im August 2014 oder beim Waldbrand auf dem Eulenberg im Frühjahr des Jahres 2015. „Werde einer von uns! Aktiv. Ehrenamtlich. Hettenhainer“ steht am Fuß aller Plakate.
Grund für diese Aktion ist die Sorge um die Stärke der Einsatzabteilung. Beim Blick über das vergangene Jahrzehnt und ein wenig mehr schätzen die Initiatoren, dass Hettenhain fünf Prozent an Einwohner zugelegt hat auf jetzt rund 1100 Menschen. Die Zahl der aktiven Feuerwehrleute sei dagegen um fast 30 Prozent geschrumpft. Bei 20 Männern in der Einsatzabteilung und einem Altersdurchschnitt von 35 Jahren droht der Einheit natürlich nicht die Auflösung. Doch der Trend gibt ebenso zu denken wie die Tatsache, dass heute keine Frauen mehr aktiv sind im Gegensatz zu früheren Jahren. Die Plakate sollen auch Schwellenangst nehmen. „Wir sind keine Übermenschen“, betont Diefenbach. Es muss auch nicht jeder ein Techniker von Beruf sein. Beim Schriftführer Marco Krähling steht beispielsweise Verwaltungsbeamter auf dem Plakat. Dabei kümmert sich die Hettenhainer Wehr längst um Öffentlichkeitsarbeit, bringt eine Zeitung heraus und ist in neuen sozialen Medien präsent.
Ein Transparent wurde aufgehängt, mit den Plakaten ist der Stadtteil Vorreiter in Bad Schwalbach. Sogar einen Aktionstag haben die ehrenamtlichen Retter in diesem Jahr vorbereitet mit dem Angebot, selbst einen Unfallwagen mit der Rettungsschere zu zerlegen. Es gab persönliche Anschreiben für jeden Hettenhainer im Alter von 30 bis 50 Jahren – die Jüngeren hatten zuvor die Zielgruppe gebildet. „Die Resonanz war null“, berichten die Wehrleute von ihren Erfahrungen. Dabei ist die Wehr keinesfalls ein Streitobjekt in der Ortschaft: „Wir kriegen von jedem auf die Schulter geklopft, das Ansehen ist gut“, schildert Uwe Diefenbach aus dem Alltag.