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19.02.2019 - 07:00h - FFW Lindschied

Mit dem "Feuerwehr-Virus" infiziert

Von Hannelore Wiedemann - Aarbote (19.02.2019)
Hätte es vor fünf Jahren gebrannt in Lindschied, dann wäre das womöglich böse ausgegangen. Denn um die Feuerwehr des Bergdorfs war es damals schlecht bestellt. So schlecht, dass die wenigen Aktiven durch die Straßen zogen und Wasserflaschen verteilten. Darauf stand: „Wenn die Feuerwehr nicht kommt, Flasche öffnen.“ Ein hoher Altersschnitt, kein Nachwuchs, Pause in der Jugendwehr – es sah nicht gut aus für den Brandschutz in Lindschied.



Doch das hat sich inzwischen wieder geändert. „Wir haben viel in die Wege geleitet“, erzählt der heutige Wehrführer Peter Glatzer. Seit seinem 10. Lebensjahr ist Glatzer in der Feuerwehr; auch sein Stellvertreter Michael Rossel ist mit C-Schlauch und Standrohr groß geworden. Statt wie die meisten anderen auf die Jugendwehr zu setzen, fokussierte sich die neue Wehrspitze auf solche Aktive, die der Schwung verlassen hatte – und auf Quereinsteiger. Bei jeder Gelegenheit machten sie den Lindschiedern klar: Jeder kann mitmachen bei der Feuerwehr. Bei Festen im Dorf durften die Leute Autos mit Spreizer und Rettungsschere zerlegen, um ihnen Lust auf die Arbeit in der Wehr zu machen. „Wir haben die Leute persönlich angesprochen“, erzählen Glatzer und Rossel von ihren Anwerbeversuchen. Manchen habe man so lange bequatscht, bis er endlich zu den Übungsabenden kam. Einer der Neueinsteiger habe sich dabei so sehr mit dem „Feuerwehr-Virus“ infiziert, dass er jetzt sogar eine Ausbildung zum Berufsfeuerwehrmann begonnen habe.


Die Mühe hat sich gelohnt. Heute zählt die Einsatzabteilung stolze 19 Aktive, auch in der Jugendwehr machen wieder vier Kinder mit. Der Verein hat zudem fast 100 Mitglieder, von denen sich viele regelmäßig in der „Floriansstube“ treffen. Sogar sechs Atemschutzgeräte-Träger finden sich unter den aktiven Feuerwehrleuten.


Aktive dürfen kostenlos ins Kino und Fitnessstudio


„Wir haben richtig Fahrt aufgenommen“, sagt Glatzer stolz, selbst die „alte Garde“ sei wieder dabei. Inzwischen finden alle zwei Wochen Übungen statt, die besonders Engagierten treffen sich sogar noch öfter. Zum ersten Mal waren die Lindschieder im vergangenen Jahr bei einer Leistungsübung dabei. Während früher der Spruch „Mein Feuer – dein Feuer“ galt, wird inzwischen die Zusammenarbeit zwischen den Wehren aus den Stadtteilen und der Kernstadt immer intensiver. Dadurch können auch die Feuerwehrleute aus den kleinen Wehren häufiger an Einsätzen teilnehmen und ihr Können erproben.


Um neue Mitglieder zu gewinnen, setzen die Wehren längst nicht mehr auf Bitten und Jammern. „Wir wollen die Leute für die Feuerwehr begeistern und das Positive herausstellen“, macht Rossel deutlich – schließlich haben die Wehren viel zu bieten. An erster Stelle natürlich die Kameradschaft – nicht umsonst heißt es sprichwörtlich „gemeinsam durchs Feuer gehen“. Hinzu kommen allerlei Angebote aus der Ehrenamtsförderung: kostenloser Eintritt ins Schwimmbad, Kino-Sondervorstellungen, Tanzkurse, Fitnessstudio. „Keiner kommt deswegen zur Feuerwehr, aber es ist ein super ‚Goodie‘“, findet Rossel.


Die derzeit noch sehr beengte Situation im Untergeschoss des Bürgerhauses wird sich demnächst ebenfalls entspannen: Noch im Frühjahr soll ein Carport für das zweite Fahrzeug gebaut werden; dann ist in der Halle auch genügend Platz für die Umkleiden. Eine Zusammenlegung der Lindschieder mit der Heimbacher Wehr steht zwar als Möglichkeit im Bedarfs- und Entwicklungsplan. Aber ob das tatsächlich kommt, hält Rossel für fraglich. Zumal der Standort in der Ortsmitte wertvoll sei, weil die Kameraden im Alarmierungsfall zu Fuß kommen können. Dafür sprechen auch die Ausrückzeiten: „Wir sind schnell geworden“, freut sich Rossel, häufig seien die Lindschieder die ersten, die am Einsatzort eintrafen. „Wir müssen uns vor keinem verstecken – auch wenn wir nur ein kleines Auto haben“, grinsen die beiden Wehrführer.


Foto: Martin Fromme, Artikel: Hannelore Wiedemann


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